DaVinci Resolve Color Grading für Anfänger: In 12 Schritten zum filmischen Look
Du öffnest Resolve, siehst Räder, Kurven, Nodes – und schließt es wieder. Heute ändern wir das. Mit vier Reglern, vier Kurven und einem einfachen 12-Schritte-Workflow wird DaVinci Resolve Color Grading für Anfänger endlich greifbar.
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Warum DaVinci Resolve für HobbyfilmerInnen beim Color Grading überzeugt
Resolve ist seit Jahren der Branchenstandard für Farbe. Das liegt an Präzision, Geschwindigkeit und einer klaren Logik: Wir trennen Basisarbeit von Gestaltung. Erst kommt die Farbkorrektur, dann das eigentliche Grading. Diese Reihenfolge klingt banal, verhindert aber 90 Prozent der typischen Anfängerfehler. Du korrigierst Belichtung, Kontrast und Weißabgleich, entfernst Farbstiche und sorgst dafür, dass Schwarz nicht absäuft und Highlights nicht clippen. Danach legst du den Look fest – erst die Pflicht, dann die Kür.
Wenn dich die Oberfläche erschlägt, bist du nicht allein. Resolve zeigt dir viele Räder und Kurven, aber du brauchst nur einen Bruchteil. Vier Regler, vier Kurven, mehr nicht. Wichtig ist die Denkweise in Schritten. Resolve arbeitet mit Nodes statt Ebenen. Jede Node übernimmt genau eine Aufgabe. Du benennst sie, schaltest sie ein und aus, ordnest sie neu, schwächst sie ab. So bleibt dein Grading nachvollziehbar und du kannst gezielt an den Stellen drehen, die wirklich relevant sind.
Objektiv prüfen wir mit Scopes. Waveform, Parade und Histogramm zeigen dir, wo Tonwerte liegen, ob Farbkanäle auseinanderlaufen und wo Details verloren gehen. Dein Auge bleibt wichtig, aber die Scopes sind deine Versicherung. Sie beenden die Diskussion mit dir selbst, ob ein Bild zu warm oder zu kühl ist – du siehst es schwarz auf weiß.
Die vier Regler, die dich schnell ans Ziel bringen
Temperatur und Tönung für den Weißabgleich. Kontrast und Pivot oder alternativ Lift und Gain für Schwarzwert und Lichter. Diese vier Stellschrauben decken in der Praxis den Großteil der Korrekturen ab. Komplexität verführt, aber sie macht selten bessere Bilder. Weniger Knöpfe, mehr Kontrolle.
Die vier Kurven für gezielte Feinarbeit
Custom-Curve für Tonwerte, Hue-vs-Hue für den Farbton, Hue-vs-Sat für Sättigung und Hue-vs-Lum für die Helligkeit einzelner Farbbereiche. Damit steuerst du Haut, Himmel, Vegetation und Objektfarben sauber und minimal invasiv. Kleine Eingriffe sind die Regel. Ein Millimeter an der Kurve ist oft genug.
Scopes lesen statt raten
Das Histogramm beschreibt die Helligkeitsverteilung. Unten ist dunkel, oben ist hell. Drückt die Kurve unten oder oben gegen die Kante, clippt das Bild. Die Parade zeigt Rot, Grün, Blau getrennt. Sind die Kanäle versetzt, liegt ein Farbstich vor. Ziel ist Balance – mit Ausnahmen, etwa bei Nachtaufnahmen, die bewusst im unteren Bereich spielen dürfen, aber nicht so weit, dass Details verschwinden.
Bevor wir ins Detail gehen, ein Gedanke zum Monitor. Wenn dein Bildschirm falsch darstellt, korrigierst du ins Nichts. Auf einem zu dunklen Monitor gradest du Bilder, die später zu hell wirken. Auf einem zu warmen Monitor wird dein Film am Fernseher bläulich. Der Monitor ist kein Luxus, sondern die Grundlage, auf der du Entscheidungen triffst. Gleich mehr dazu.
Jetzt in die Praxis. Du bekommst einen Ablauf, den du sofort anwenden und auf weitere Clips übertragen kannst. Schritt für Schritt, ohne Menülabyrinth.
Der 12-Schritte-Workflow: Von der ersten Node zum konsistenten Serien-Look
1: Projekt einrichten und Oberfläche entschlacken
Stelle die UI so ein, dass du alles lesen kannst. Auf 4K-Displays hilft ein geringerer UI-Scale. Blende die Mini-Timeline aus, ziehe das Vorschaufenster groß und setze die Oberfläche notfalls zurück. Ziel ist Fokus: Clips unten, Vorschau oben, Nodes rechts, Medien links.
2: Vorgehen festlegen und Nodes benennen
Teile in zwei Parts: Farbkorrektur und Grading. Benenne die Nodes klar – Weißabgleich, Kontrast, Sättigung, LUT, Farben. So findest du dich in fünf Minuten auch nach einer Pause wieder zurecht.
3: Referenzstelle wählen
Suche im Clip eine Stelle, an der Haut, Schatten und Lichter vertreten sind. Keine Zufallsframes. Du willst die Stelle, an der Entscheidungen sichtbar werden.
4: Scopes aktivieren
Waveform und Parade an, Histogramm im Blick. Ab jetzt wird gemessen statt geraten. Tonwertumfang prüfen, Farbkanäle vergleichen. Die Scopes führen dich.
5: Weißabgleich und Farbstich korrigieren
Nimm zuerst die Node Weißabgleich. Zwei Wege führen zum Ziel. Entweder korrigierst du Temperatur und Tönung gegen den Stich. Oder du nutzt die RGB-Kurven: Wähle eine wirklich weiße Fläche im Bild, setze die Farbpunkte und führe die farbigen Marker vertikal auf die Höhe des weißen Referenzpunkts. Wichtig ist die vertikale Bewegung, damit der Helligkeitsverlauf stabil bleibt. Schalte die Node zum Vorher-Nachher aus und an. Wenn die Parade in den Mitteltönen zusammenkommt, passt die Balance.
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6: Monitor-Grundlage klären
Ein neutraler Monitor verhindert Fehlentscheidungen. Zu dunkle Darstellung führt zu zu hellen Exporten. Zu warme Darstellung führt zu kühlen Filmen auf neutralen Displays. Wenn dein Monitor Betriebsmodi wie Rec.709, sRGB oder P3 anbietet, nutze sie bewusst. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Verlässlichkeit zwischen Schnittplatz, Fernseher und Smartphone.
7: Helligkeit und Kontrast über die Kurve
Lege die Tonwerte. Ziehe die Schatten leicht nach unten, die Lichter leicht nach oben, beobachte das Histogramm und vermeide Clipping. Füge Punkte hinzu und forme eine sanfte S-Kurve. Belichte auf das Subjekt. Haut ist wichtiger als Hintergrund, außer du willst Silhouetten. Kleine Schritte, regelmäßig Vorher-Nachher prüfen.
8: Sättigung justieren
Nach der Kontrastarbeit wirkt die Sättigung oft höher. Senke sie so weit, bis Haut ruhig und organisch wirkt. Extreme vermeiden. Ein Schwarzweiß-Look entstünde bei Sättigung null, ist hier aber nicht das Ziel.
9: Look mit LUT oder manuell
Jetzt beginnt das Grading. Lege die LUT in eine eigene Node. Ist sie zu stark, regelst du die Node-Stärke im Key-Tab herunter. Vorteil der Aufteilung: Du schwächst nur den Look ab, nicht die gesamte Korrektur. Alternativ baust du den Look manuell mit Kurven und Primaries – der Ablauf bleibt identisch.
10: Feintuning mit Hue-Kurven
Wähle die Haut im Viewer und arbeite mit Hue-vs-Hue, Hue-vs-Sat und Hue-vs-Lum. Minimal rötlicher oder minimal heller kann genügen. Weiche Übergangsbereiche verhindern Farbkanten. Weniger ist hier mehr.
11: Auf weitere Clips übertragen
Kopiere das Node-Setup auf andere Clips. Setze nur die Nodes zurück, die nicht passen, etwa Weißabgleich oder Tonwerte. So sparst du Zeit und behältst Kontrolle. Vor allem bei Serien mit ähnlichen Lichtbedingungen ist das ein massiver Hebel.
12: Neuer Clip, schneller Abgleich
Prüfe Weißabgleich, lege Tonwerte, justiere Sättigung und feine Farben. Danach die Sequenz als Ganzes ansehen. Stimmen Hauttöne und Helligkeit clipübergreifend? Wenn ja, trägst du den Look sicher durch den gesamten Film.
Zwischendurch: Effizienz schlägt Knöpfchen-Wissen
Resolve hat mehr Buttons, als du je klicken könntest. Aber am Ende zählt nur, dass du fertig wirst. Ein klarer Ablauf ist der Unterschied zwischen Basteln und Arbeiten. Basteln ist nett. Arbeiten macht Filme fertig.
Praxis, Monitor und Serien-Konsistenz: So hält dein Look überall
Hauttöne als Kompass
Haut ist der sensibelste Bereich. Zu orange wirkt künstlich, zu grün ungesund, zu magenta plastikhaft. Wähle die Haut als Bereich, nimm ein wenig Sättigung heraus, hebe bei Bedarf die Luminanz leicht an. Prüfe im Vorher-Nachher, ob die Veränderung natürlich bleibt. Wenn ZuschauerInnen etwas merken, dann zuerst bei Haut.
Monitor-Workflow ohne Überraschungen
Neutralität vor Effekten. Stelle die Helligkeit so ein, dass Schwarz nicht grau und Weiß nicht grell ist. Verzichte auf knallige Werks-Presets. Wenn dein Monitor die Modi Rec.709, sRGB oder P3 anbietet, wechsle bewusst dorthin. Ziel ist Konsistenz zwischen Schnittplatz, Fernseher und Smartphone. Ein stabiler Monitor erspart dir das „Weitergradieren“ auf dem Handy.
LUT-Bibliothek sinnvoll nutzen
LUTs sind Werkzeuge, keine Abkürzung zur Magie. Lege sie in eine eigene Node, regle die Stärke im Key-Tab und kombiniere sie mit sanften Kurvenkorrekturen. Eine LUT, die auf Clip A großartig wirkt, kann Clip B überfahren. Mit Node-Struktur bleibt der Look steuerbar.
Serien-Vergleich statt Einzelbild-Tunnelblick
Lege ein Referenz-Standbild an, das die Stimmung trägt. Vergleiche neue Clips regelmäßig dagegen. Kleine Drift in Richtung kühler oder heller summiert sich über zehn Clips zu einem sichtbaren Bruch. Der Serien-Vergleich hält dich ehrlich.
Fehlerbilder, die du dir sparen kannst
Kein globaler Schieberegler für alles. Keine ungezielten Sättigungsexzesse. Keine Hautkorrektur ohne Auswahl. Kein Look vor der Basis. Und nie ohne Scopes. Wenn du diese Fallen meidest, halbierst du deinen Frust und erhöhst die Trefferquote.
Vorher–Nachher als Entscheidungshilfe
Schalte einzelne Nodes aus und an. Bringt die Weißabgleich-Node wirklich Ruhe? Gibt die S-Kurve dem Bild Haltung oder nur Härte? Trägt die LUT die Stimmung oder färbt sie bloß ein? Entscheidungen werden leichter, wenn du jeden Schritt isoliert prüfen kannst.
Vom Clip zur Serie: Kopieren mit Verstand
Übertrage dein Setup, aber passe die Clips an. Anderes Licht, andere Farben, anderer Motivabstand – das verlangt in der Regel einen frischen Weißabgleich und kleine Tonwert-Korrekturen. Deshalb die Node-Logik: Du setzt nur dort an, wo es nötig ist.
Fazit und Handlungsaufforderung
Du brauchst keine Geheimtricks, sondern Reihenfolge. Vier Regler, vier Kurven, zwölf Schritte. Erst die Korrektur, dann der Look, dann der Serien-Check. So bekommst du natürliche Hauttöne, einen filmischen Stil und Ergebnisse, die auf Fernseher, Beamer und Smartphone zusammenhalten. Wenn dir beim Schneiden eher das Chaos als der Workflow begegnet, hol dir die Abkürzung: Ein klarer Prozess macht dich schneller – und deine Filme endlich fertig.
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Über den Autor
Christian Sunderdiek ist Profi-Filmemacher und hat über 18 Jahre Erfahrung im Filmen und im Videoschnitt. Für die Leser dieses Blogs gibt er regelmässig kostenfreie Webinare für Hobby-Filmer.